Der folgende Text ist ein Ausschnitt aus dem Buch:

Philosophie und Grundprobleme der modernen Astrologie

- Neues zu einem "alten" Thema -

von
Werner Spat
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Wenn wir in einem ethischen Universum leben, wird alles Geben und Nehmen genau verrechnet und hat gerechte Konsequenzen. Das heißt: Von jedem, der hier Information oder Unterhaltung bezieht, werde ich irgendwann irgendwie profitieren. Warum nicht so schnell wie möglich? (Dann sind Sie Ihre Schulden los - und ich habe schon im Diesseits etwas von meiner Arbeit.) Möglichkeiten, wie Sie das tun können, finden Sie auf folgender Seite:

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Mit freundlichen Grüßen
Werner Spat / Werner Spa

P.S. Wer keine ethischen Schulden eingehen will, sollte nicht weiterlesen!


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Werner Spat

II. PHILOSOPHIE
 
 
1. Der Anspruch der Klassischen Astrologie

Astrologie ist die auf Erfahrung begründete Lehre von den Beziehungen zwischen kosmischen und irdischen Geschehen.

  Die offizielle Wissenschaft lehnt den Gedanken kosmischer Kräfte, die auf die irdischen Verhältnisse einwirken, nicht ab; sie hält aber die sich dabei abspielenden Prozesse für zu komplex und subtil, als dass gegenwärtig auch nur die grobe Abschätzung des stellaren und planetaren Einflusses - egal ob qualitativ oder quantitativ - gelingen könnte. Da die Klassische Astrologie demgegenüber ganz konkrete Vorstellungen, die darüberhinaus in elementarste Geometrie münden, entwickelt hat, scheint eine Anerkennung oder auch nur das prüfende Ernstnehmen der astrologischen Thesen durch die Schulwissenschaft in weiter Ferne.

  Unter den verschiedenen astrologischen Disziplinen hat die auf den Einzelmenschen bezogene Horoskopie den größten Bekanntheitsgrad erlangt. Die Klassik glaubte, aus dem Geburtshoroskop die körperliche Konstitution und ihre Krankheitsdispositionen, den Charakter und den Schicksalsverlauf eines Nativen herauslesen zu können. Weiter entwickelte die Klassik gewisse Techniken, mit denen eine Zukunftsprognose, d.h. die genauere zeitliche Festlegung des im Radix angekündigten Schicksals, möglich sein soll. Selbst die kleinste Einzelheit des Lebenslaufs ist nach der tradierten Anschauung Ausdruck einer Korrespondenz, die es im Radix und/oder im Prognosesystem zu entdecken gilt.

  Eine Ausweitung der am Menschen und seinen Kollektiven orientierten Astrologie stellt die Tierhoroskopie dar. Mit den gleichen Methoden wie beim Menschen glaubt die Klassische Astrologie, auch dem "Charakter" und Schicksal zumindest der höheren Tiere - der Säugetiere und Vögel - auf die Spur zu kommen.

  Die Klassik macht beim Lebendigen aber nicht halt, sondern spricht auch vielen materiellen, nicht lebendigen Gegenständen Horoskope und horoskopisch fassbare Schicksale zu. Solche Gegenstände können u.a. Schiffe, Häuser, Straßen oder Denkmäler sein. Für die Erstellung kommen vor allem zwei Momente in Frage: der Augenblick des Baubeginns (Entsprechung zur menschlichen Zeugung) und der Augenblick der offiziellen Einweihung (Analogie zur Geburt). Die Einschätzung der Qualität einer Konstellation als günstig oder ungünstig ist die gleiche wie beim Menschen.

  Ein ganz sonderbares Phänomen stellen die abstrakten Horoskope dar, die für solche Dinge wie Ideen, Staaten, Firmen, Ehen, Verträge oder Währungen berechnet werden - meist auf den Augenblick ihrer realen Einführung bzw. ihres Inkrafttretens, manchmal aber auch schon auf den Zeitpunkt ihrer Ankündigung. Ein materieller Horoskopträger im gewohnten Sinn ist hier nicht mehr vorhanden.

  Noch erstaunlicher erscheinen Konstruktionen, die man wohl am besten Zeithoroskope nennt. Zu ihnen gehören alle Horoskope, die auf den Beginn wiederkehrender astronomischer Zyklen astrologisch relevanter Objekte und Eigenschaften erstellt werden und zu Prognosezwecken herangezogen werden. Das Quartals- und das Neumondhoroskop sind repräsentative Vertreter dieser Gattung, ebenso das individuumbezogene Solar, das Lunar und das Tageshoroskop.

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2. Erste wissenschaftliche Untersuchungen und ihre Ergebnisse

Die ersten Versuche, mithilfe von Statistiken die Behauptungen der Klassischen Astrologie zu untersuchen, sind inzwischen ein Jahrhundert alt. Sie scheiterten alle an dem Manko, dass sie nicht über eine ausreichende Menge an verwertbarem Material verfügten.

  In der Neuzeit wurden die Forschungen von Michel Gauquelin berühmt. Er untersuchte zunächst Personen, die Außergewöhnliches in ihrem Beruf geleistet hatten. Er sammelte dafür mehrere tausend standesamtlich registrierte Geburtsdaten und wertete sie mithilfe eines Computers im Hinblick auf die Tagesbewegung der Planeten aus.

  Tatsächlich zeigten sich offenbar statistisch signifikante Ergebnisse! Betonungen verschiedener Planeten traten bei verschiedenen Berufsgruppen auf: So häufte sich bei Politikern und Schauspielern der Jupiter überdurchschnittlich; bei Offizieren tat das der Mars, und bei Ärzten waren sowohl Mars als auch Saturn über die Erwartung hinaus beteiligt. Dies alles ganz im Einklang mit den überlieferten Planetenqualitäten!

  Andere von Gauquelin erbrachte Ergebnisse harmonierten nicht so gut mit den überkommenen Regeln. So die Beobachtung, dass die weitaus größten Häufungen der Planeten nicht wie erwartet am Aszendenten oder am MC auftraten (obwohl auch sie durchaus überdurchschnittlich betont waren), sondern um die beiden Punkte herum, die von den Planeten ca. eine Stunde später erreicht werden, was ungefähr der Mitte des zwölften und des neunten Feldes entspricht. Beide Felder gelten der Klassischen Astrologie als schwache Endfelder; nach Gauquelins Statistik überwiegen sie die bisher hoch eingeschätzten Eckfelder Eins und Zehn an prägender Kraft aber bei weitem!

  Erstaunlicherweise zeigten sich bei Deszendent und IC (bzw. drittem und sechstem Feld) keine vergleichbar ausgeprägten Häufungen!

  Als weiteres unerklärliches Phänomen kristallisierte sich bei Gauquelins Forschungen eine unterschiedliche Planetenwirksamkeit heraus: Wenn sich in seinen Statistiken überhaupt bestimmte Planeten häuften, so waren das immer Venus, Mars, Jupiter, Saturn oder Mond, niemals aber Merkur, Uranus, Neptun, Pluto oder Sonne.

  Als Gauquelin die Vererbbarkeit astrologischer Konstellationen untersuchte, stellte er fest, dass normal geborene Kinder überdurchschnittlich oft die gleichen Planetenbetonungen aufwiesen wie ihre leiblichen Eltern (Hereditätsphänomen). Bei Adoptiv-Eltern und Kaiserschnittgeburten war das nicht der Fall.

  Ein weiterer Test galt den Transit-Wirkungen. Er fiel negativ aus.

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3. Diskussion der Ergebnisse Gauquelins

Welche Erklärungen bieten sich für die von Gauquelin entdeckten Phänomene an? Die Frage zerfällt eigentlich in zwei Teile: 1. Wie sind die offenbar existenten Mensch-Kosmos-Beziehungen zu erklären? und 2. Wie kommen die Unterschiede zu den traditionellen astrologischen Regeln zustande?

  Gauquelins eigene Ansicht zu Punkt 1 ist folgende: Die grundlegende Festlegung des Menschen geschieht nicht erst bei der Geburt, die für das Neugeborene ja nur einen Wechsel der Lebensumstände bedeutet, sondern schon lange vorher bei der Konzeption. Es gibt jedoch auch so etwas wie "planetare Rhythmen" bzw. "planetare Rahmenbedingungen". Die Geburt findet offensichtlich genau dann statt, wenn diese Rahmenbedingungen eine möglichst gute Entsprechung der seit der Konzeption bestehenden Wesensanlage darstellen. Der Kosmos prägt sich also dem Menschen nicht auf, vielmehr spielt den aktiven Part das Neugeborene, welches sich in die kosmischen Rhythmen seinem Wesen gemäß einschaltet (Einschaltungstheorie). Da die planetaren Rahmenbedingungen die Anlagen eines Menschen weder zu seiner Geburt noch später beeinflussen, können Transite keine über der normalen statistischen Erwartung liegenden Korrespondenzen aufweisen.

  Gegen diese Auffassung kann man fragend einwenden, warum der Organismus ausgerechnet bei der Geburt auf die planetaren Rhythmen reagieren soll, wo sie ihm doch vorher und später völlig egal sind? Und wie ist es möglich, dass das Kind zum richtigen Zeitpunkt auf die Welt kommt - wo sich der Geburtsvorgang doch über viele Stunden erstreckt und in seiner genauen Dauer und allen möglichen Komplikationen gar nicht vorhersehbar ist?

  Diese Frage stellt sich schon bei den normalen Geburten, prekär aber bei den künstlich eingeleiteten und bei den Kaiserschnitten. Wollte man sich nicht in mystischen Spekulationen verlieren, müsste man mit Gauquelin konsequenterweise annehmen, dass hier Mensch-Kosmos-Beziehungen nicht mehr existieren.

  Schon bei den Horoskopen der normalen Geburten handelt es sich nach Gauquelin prinzipiell um möglichst gute Annäherungen an die gegebene Wesensanlage. Das folgt zwingend aus der Annahme der "Einschaltung" des Neugeborenen, da der Zeitraum der möglichen Geburt nicht allzu groß und daher die Anzahl passender Konstellationskombinationen beschränkt ist. Aus einem Horoskop Feinheiten herauslesen zu wollen, ist nach Gauquelin ein absurder Gedanke.

  Aber sogar gravierende Fehlinterpretationen scheinen möglich: Man stelle sich vor, die Wesensanlage eines Fötus korrespondiere mit Jupiterstellungen, im möglichen Zeitraum der Geburt wäre aber eine langfristige Jupiter-Saturn-Konjunktion vorherrschend. Immer wenn Jupiter an betonter Stelle stände, wäre auch Saturn dominant. Die klassische Deutung würde Saturn gleichwertig miteinbeziehen - und völlig danebengehen.

  Anhand solcher gravierender Folgerungen müsste es unschwer möglich sein, Gauquelins Thesen einer Prüfung zu unterziehen. (Wie sich die Klassik die Wirkungsweise der astrologischen Korrespondenzen vorstellte, wird sich im nächsten Kapitel zeigen. "Einfluss" und "Parallelität" sind die Stichworte.)

  Auch die konkreten Inhalte des Gauquelinschen Nachweises (Teil 2 unserer Eingangsfrage) sind umstritten. Dies gilt besonders für die Beobachtung, dass sich Planeten nach dem Aufgang und nach dem Meridiandurchgang am meisten häufen. Kritiker haben eingewandt, dass die in den Standesämtern registrierten Geburtszeiten gerundet seien und dadurch eine unzulässige Verschiebung in der Statistik Gauquelins eingetreten sei. Dieses Argument ist jedoch nicht stichhaltig, da Auf- und Abrundungen in genügend großer Zahl sich gegenseitig aufheben müssten und daher das Ergebnis nicht verfälschen können. Bemerkenswerter scheint da schon die Vermutung von Pronays zu sein, wonach in den Kreißsälen verständlicherweise erst dann auf die Uhr geschaut wird, wenn schon alles vorbei ist - das heißt: zu spät!

  Es wäre wirklich ein Kuriosum, wenn die Klassik zwar recht gehabt hätte in der Einschätzung der Qualitäten der Planeten, sich aber geirrt haben sollte in den Himmelspositionen, die ein Planet einnehmen muss, um dominant zu sein. Denn wie hätte die erfolgreiche Charakterisierung einer Planetenqualität gelingen können, wenn der Planet zum Zeitpunkt der Beobachtung gar nicht wirksam gewesen wäre, weil er nicht an den Gauquelinschen Orten stand?

  Irritierend ist auch das Ergebnis, dass in den verschiedenen Statistiken - sowohl bei den Berufsgruppen als auch bei der Konstellationsvererbung - Häufungen von Mond, Venus, Mars, Jupiter und Saturn, niemals dagegen von Sonne, Merkur, Uranus, Neptun und Pluto nachgewiesen werden konnten. Da die Tradition zwischen den Planeten beider Gruppen nicht unterscheidet, sondern sie alle für gleichwertig hält, ist das Phänomen aus ihr heraus nicht zu verstehen.

  Gerade weil die Forschungen Gauquelins manche Teile der herrschenden astrologischen Praxis so gut bestätigen, andere mit ihnen verbundene und gleichartige aber überhaupt nicht, sind die Resultate insgesamt fragwürdig. Es wäre wünschenswert, dass Gauquelins Untersuchungen noch einmal an unabhängigem Material nachvollzogen würden, um zu sehen, welche von seinen Neuerungen Bestand haben. Zu klären wird dann sein, warum die Klassik in diesem oder jenem Punkt so fehlging.

  Tatsächlich konnten neueste Forschungen (Ertel, Meridian 4/91) an sehr großem Material das Hereditätsphänomen und Gauquelins PlanetCharakter-Zuordnungen nicht bestätigen.

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Besten Dank
Werner Spat / Werner Spa



Konstruktive

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Bücher von Werner Spa und Werner Spat


Copyright 1993 Werner Spat und Verlag Die Blaue Eule. Alle Rechte vorbehalten.

Erste Veröffentlichung im Internet: 9.8.2009
Stand: 9.8.2009

https://werner-spa.tripod.com/de/astrologie/pugdma/pugdma12.html