Der folgende Text ist ein Ausschnitt aus dem Buch:

Philosophie und Grundprobleme der modernen Astrologie

- Neues zu einem "alten" Thema -

von
Werner Spat
.
.


Wenn wir in einem ethischen Universum leben, wird alles Geben und Nehmen genau verrechnet und hat gerechte Konsequenzen. Das heißt: Von jedem, der hier Information oder Unterhaltung bezieht, werde ich irgendwann irgendwie profitieren. Warum nicht so schnell wie möglich? (Dann sind Sie Ihre Schulden los - und ich habe schon im Diesseits etwas von meiner Arbeit.) Möglichkeiten, wie Sie das tun können, finden Sie auf folgender Seite:

https://werner-spa.tripod.com/de/anerkennung.html

Mit freundlichen Grüßen
Werner Spat / Werner Spa

P.S. Wer keine ethischen Schulden eingehen will, sollte nicht weiterlesen!


Home > Deutsch > Revolution der Astrologie > Philosophie und Grundprobleme der modernen Astrologie > Schicksal oder Charakter? / Das Symbol und seine Verwirklichung / Willensfreiheit oder Determination? > Email


Werner Spat

5. Schicksal oder Charakter?

Charakter und Schicksal gehören inniglich zusammen. "Charakter ist Schicksal", schreibt Nietzsche und meint damit, dass festgelegte Charaktereigenschaften immer wieder zu denselben Schicksalswiederholungen zwingen. So wird der aggressive Mensch sich jederzeit in heftige Streitereien verwickeln können, und der misstrauische Mensch wird (zumeist unbewusst) dafür sorgen, dass seine eigentlich unbegründeten Ressentiments und Vorurteile schon ihre Bestätigung in der Realität finden werden.

  Aber das Umgekehrte ist genauso wahr. Lebenserfahrungen und -umstände gehen nicht nur in das Gedächtnis ein und lassen den Menschen ansonsten unverändert, nein, zweifellos haben sie auch tiefgehende Auswirkungen auf Fühlen und Denken des Betroffenen.

  Diese gegenseitige Bedingtheit von Charakter und Schicksal ist Philosophen und Psychologen schon früh aufgefallen. Seitdem wird die Frage gestellt, welcher von beiden Faktoren der ursprünglichere und grundlegendere ist. Die Beantwortung ist für das Verständnis des Menschen von überragender Bedeutung, für die Einsicht in die Funktionsweise der astrologischen Zusammenhänge ist sie geradezu zentral. Denn dass das Horoskop den Charakter anzeigt, darüber sind sich die Astrologen einig. Sollte dies jedoch über den Umweg des Schicksals geschehen, so wäre das von weit größerer philosophischer Tragweite, als wenn das Radix direkt auf den Charakter bezogen ist.

  Eine Aufklärung des Problems kann nicht über eine genaue Analyse der astrologischen Deutungsregeln gelingen. Denn die Interpretation der astrologischen Symbole ist immer vielschichtig und umfasst traditionell sowohl eine charakterologische als auch eine schicksalshafte Ausdeutung: So werden einem dominanten Uranus ein spannungsgeladener unruhiger Charakter, ebenso aber auch plötzliche, unvermutete Schicksalswendungen zugeschrieben; ein dominanter Jupiter steht für Heiterkeit und Großzügigkeit, genauso aber auch für Erfolg im Leben und Erfüllung der meisten oder zumindest der wichtigsten Wünsche ... Wir werden aber sehen, dass die moderne Psychologie die Beantwortung der Frage nach dem Primat von Schicksal oder Charakter gestattet.

  Die Mehrzahl der Astrologen vertritt folgende These: Das Horoskop zeigt treffend den Charakter an. Es wird auf den Zeitpunkt der Geburt erstellt. Zur Zeit der Geburt sind die Erbanlagen schon gegeben. Folglich ist es plausibel, dass das Horoskop mit den Erbanlagen korrespondiert, welche ihrerseits den nur noch auszudifferenzierenden Charakter bedingen. (Astrologische Erbanlagentheorie)

  Da das Horoskop sich demnach primär auf den Charakter bezieht, muss eine strikte Unterscheidung zwischen irgendwie selbst-verursachtem Schicksal und nicht-selbst-verursachtem Schicksal getroffen werden. Nur das erste kann eventuell aus den Konstellationen abgelesen werden, das zweite dagegen prinzipiell nicht!

  Diese Anschauung hat viel für sich. Sie zeigt endlich die Grenzen der Astrologie auf, die man bisweilen gar nicht mehr zu erkennen glaubte. Sie macht deutlich, welches Schicksal möglicherweise auf das Radix zurückzuführen ist und welches auf gar keinen Fall. Letztendlich kristallisieren sich alle astrologischen Rätsel in dem Hauptproblem, wie die Korrelation zwischen Gestirnsständen und Erbanlagen zustandekommt. Eine Lösung dieser Frage ist beim heutigen Wissensstand zwar schwierig, dürfte aber dennoch ohne Verletzung der bisher bekannten physikalischen Naturgesetze möglich sein. Die Richtung weist Gauquelins Einschaltungstheorie.

  So weit, so gut. Nur dass die astrologische Erbanlagentheorie nicht mit den Erkenntnissen der modernen Entwicklungspsychologie übereinstimmt! Hiernach kommt der Mensch nicht als unbeschriebenes Blatt zur Welt. Er hat vielmehr schon neun Monate intrauteriner Erfahrung und gerade das vermutlich schwerste Trauma seines Lebens - das Geburtstrauma - hinter sich. Nun folgen Jahre grundlegender Lernerfahrungen, die sich aufgrund der enormen Sensibilität des frühkindlichen Nervensystems besonders tief und dauerhaft einprägen und zur Grundlage der individuellen Art zu fühlen, zu denken und zu handeln werden. Nach der Entwicklungspsychologie fallen die wichtigsten Entscheidungen über die psychische Gesundheit und Verfassung des Erwachsenen schon bis zum einschließlich dritten Lebensjahr, wobei das erste Lebensjahr einen besonderen Stellenwert einnimmt. Das soll nicht heißen, dass spätere Erfahrungen ohne Bedeutung oder korrigierende Lernprozesse unmöglich wären; nur werden letztere mit dem Alter immer schwieriger.

  Dass das alles nicht bloß Theorie ist, zeigt die allgemein bekannte Tatsache, dass ohne ihre Eltern aufgewachsene Heimkinder vermehrt psychische Probleme und neurotische Verhaltensweisen aufweisen. Dies ist mit der Erbanlagentheorie des Charakters nicht zu erklären. Sollte das Horoskop trotzdem den Charakter (eigentlich bloß die Form des Charakters) richtig beschreiben - und davon gehen alle Astrologen in der Praxis aus - bleibt folglich nur der Schluss, dass es in Korrespondenz zu den Umweltbedingungen und prägenden Lebenserfahrungen, mithin also zum Schicksal des Nativen, steht!

  Ist dieses Schicksal nun ein selbst-verursachtes?

  Wohl kaum, denn die entscheidenden Prägungen finden im Mutterleib, bei der Geburt und im ersten Lebensjahr statt, zu einer Zeit also, da der Mensch hilflos ist und am allerwenigsten die Mittel dazu besitzt, seine Umwelt zu manipulieren oder gar ein spezifisches Schicksal zu provozieren. Unfähig, sich selbst zu erhalten, hängt sein Wohl auf Gedeih und Verderb von der Qualität der ihn umfangenden Fürsorge ab, die er in vieler Hinsicht nicht beeinflussen kann: Wenn z.B. die Mutterbrust zuwenig Milch produziert, so dass der Säugling auf die Flasche "umsteigen" muss, so wird schon das seine Auswirkungen auf den späteren - im Horoskop angezeigten! - Charakter haben. Noch viel mehr trifft das natürlich zu, wenn die Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen und das Kind ins Heim geschickt werden muss. In beiden Fällen kann von einer Verursachung durch den Säugling in keiner vernünftigen Weise gesprochen werden.

  Fassen wir unsere wichtigen Ergebnisse zusammen:
1. Das Horoskop bezieht sich direkt auf das Schicksal, nur indirekt zeigt es den Charakter an. Dies schließt etwaige Erbanlagenwirkungen auf den Charakter, wie sie die Zwillingsforschung nahelegt, mit ein, da auch sie und ihre genetischen Grundlagen abstrakt als Schicksal des erlebenden Subjekts aufgefasst werden können!
2. Eine Unterscheidung zwischen selbst-provoziertem und nicht-selbst-provoziertem Schicksal ist aus astrologischer Sicht bedeutungslos, da die allermeisten frühen charakterprägenden Erfahrungen als nicht-selbst-verursacht angesehen werden müssen.

  Beide Folgerungen haben wir für den Menschen auf recht umständliche Weise hergeleitet. Wir hätten es uns viel leichter machen und darauf verweisen können, dass Schiffe, Flugzeuge oder Ehen nicht das besitzen, was wir unter Charakter verstehen - und trotzdem werden für sie Horoskope erstellt. Auf was sonst außer dem Schicksal dieser Dinge sollen sich die Horoskope beziehen? Und kann das ein anderes als das nicht-selbst-provozierte Schicksal sein?

  Wir hätten auch auf die Einwohner Hiroshimas hinweisen können. Es ist kaum anzunehmen, dass sie den Atombombenabwurf und seinen Zeitpunkt selbst herbeigeführt haben - die wesentliche Initiative ging von den Amerikanern aus -, und doch meint man das Geschehen sowohl im Augenblickshoroskop als auch im Quartalshoroskop der Stadt deutlich angezeigt zu finden. (Siehe Anhang)

  Wir haben also etliche Beispiele der Ereignis- und Schicksalsbezogenheit des Horoskops. Gingen wir von der naheliegenden Prämisse aus, dass die astrologischen Wirkprinzipien unabhängig vom jeweiligen Horoskopträger immer dieselben sind, so hätten wir jetzt schon die vorigen zwei speziell für den Menschen hergeleiteten Schlussfolgerungen. Diesen leichten Weg aber haben wir bewusst vermieden, weil noch gar nicht zweifelsfrei feststeht, dass es nichtmenschliche Horoskopträger gibt und dass die Prämisse stimmt.

  Je länger man über die Thematik nachdenkt, umso eher möchte man an die Existenz von "Schicksalskräften" glauben, welche in ihrer Art dem Magnetismus oder der Gravitation nicht unähnlich sind. Nur würden sie nicht wie diese materielle Gegenstände manipulieren, sondern abstrakte Schicksale. Offensichtlich scheinen sie nicht in Widerstreit mit den physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu geraten. Vielmehr meint man, die hinter dem astrologischen Phänomen stehenden Kräfte spielten mit den physikalischen wie der Mensch auf der Flöte, so als stünden sie weit über ihnen. Und sogar die Schicksale immaterieller Dinge scheinen sie in der Hand zu haben!

  Nur: Was hätten Schicksalskräfte mit Gestirnsständen zu tun? Wie soll man sich Schicksalskräfte und ihre Wirkungsweise genau vorstellen? Und in welchem logischen und tatsächlichen Verhältnis stehen sie zu einer etwaigen Qualität der Zeit?

  Die vielen offenen Fragen zeigen, dass es sich bei der Annahme von Schicksalskräften vorerst nur um eine weitere Spekulation handelt.

*

6. Das Symbol und seine Verwirklichung

Sowohl im Quartalshoroskop der Hiroshima-Bombe als auch im Quartal der "Bonner Wende" (siehe Anhang), als der amtierende deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt von der Opposition nach demokratischen Regeln aber dennoch überraschend gestürzt wurde, finden wir die gleiche Konstellation: Uranus am Aszendenten! Beide Geschehen scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander gemein zu haben - und doch würden alle Astrologen die Konstellation beidesmal übereinstimmend als stark und treffend würdigen. Warum ist das so?

  Die Erklärung liegt in der Symbolnatur der astrologischen Objekte begründet. Uranus ist ebenfalls ein Symbol und seine allgemeine Bedeutung lautet: Unruhe, plötzliche, unerwartete Geschehen; dramatische Veränderung bestehender Verhältnisse. Zweifellos weisen sowohl die Hiroshimabombe als auch die Bonner Wende diese Charakteristika auf.

  Die astrologischen Symbole gleichen abstrakten mathematischen Konstruktionen wie Gruppen, Ringen und Algebren. Festgelegt sind nur ein paar allgemeine Eigenschaften - Strukturen - nicht dagegen die konkreten Inhalte und Gebiete ihrer Realisierung. Auf jeder Realitätsebene sieht die Verwirklichung des Symbols anders aus, dennoch ist eine jede Manifestation der anderen ähnlich und erkennbar verwandt.

  So ist es nicht weiter verwunderlich, dass einem astrologischen Symbol neben einer schicksalshaften Bedeutung auch eine charakterologische und eine physiologische zugeordnet wird. Sogar Wettervorhersagen werden mithilfe der astrologischen Symbole versucht!

  Im Gegensatz zur landläufigen Meinung hat es die Astrologie ausschließlich mit Symbolen zu tun. Dies ist bei den Planeten etwas leichter einzusehen als bei den Tierkreiszeichen und bei den Feldern, dennoch gibt es keinen einzigen Horoskopfaktor, der nicht von allgemeiner Natur, sondern nur auf den menschlichen Charakter bezogen wäre. Wo dies dennoch so aussieht, sind vermutlich die Abstraktion und unser Wissen noch nicht weit genug vorangeschritten.

  Genau analysiert zerfällt die Aufgabe der Astrologie in drei Teile:
1. Die Bestimmung der wesentlichen Horoskopelemente (Planeten, Zeichen, Felder, Winkel, Knoten, Halbsummen etc.) und ihre Berechnung (Zeitpunkt und Ort des Horoskops)
2. Die Charakterisierung des allgemeinen Symbolgehalts der Horoskopelemente und ihrer konkreten Bedeutung auf den verschiedenen Realitätsebenen
3. Die Abschätzung, wann, auf welcher Ebene und mit welcher Wahrscheinlichkeit sich das Symbol konkret verwirklicht.

  Die Lösung der dritten Aufgabe ist vor allem für die astrologische Prognose von zentraler Bedeutung; hier wird die Symbolverwirklichung auch "Auslösung" genannt. Die Erfahrung lehrt, dass jede Art von Prognosesystem überschüssige Konstellationen aufweist, die sich in der Realität allem Anschein nach nicht auslösen. Die Gründe, warum das so ist, sind bislang nicht bekannt, obwohl es doch einige vielversprechende Ansatzpunkte gibt: So achtet von Klöckler besonders darauf, ob die laufenden Konstellationen und die Transite schon im Radix zu finden sind; denn er geht wohl mit Recht davon aus, dass sich aktuelle Einflüsse, die nicht mit dem Grundhoroskop der Geburt übereinstimmen, besonders "schwer tun". Vielleicht kann man jeder Konstellation eine Auslösungswahrscheinlichkeit zuordnen, die mit zunehmender Genauigkeit des Aspekts wächst, die aber nie so groß wird, dass eine Auslösung sicher feststeht.

  Ebenfalls schwierig ist die Bestimmung der Verwirklichungsebene. Zwar liefern die Horoskopfelder in manchen Fällen Anhaltspunkte, in anderen Fällen scheinen sie jedoch überhaupt keine Rolle zu spielen. Die genauere Abschätzung der Symbolverwirklichung stößt ohnehin auf prinzipielle Grenzen, wenn man sie ausschließlich mit astrologischen Mitteln versucht, weil das hieße, Symbole mit Symbolen eingrenzen zu wollen. Das gilt schon für das Radix.

  Gänzlich unmöglich erscheint die Bestimmung des Verwirklichungs-Niveaus. So stimmen die Astrologen darin überein, dass menschliche Extreme wie Genie oder Irrsinn allein aus dem Horoskop nicht gefolgert werden können, weil die Variabilität der Symbolverwirklichung so breit ist, dass die Extreme zwar als eine Möglichkeit enthalten sind, das Symbol aber nicht auf sie begrenzt ist. Das Horoskop zeigt eben nur die Struktur, die Form, nicht aber den Inhalt.

  Wegen der nicht-konkreten Natur der astrologischen Symbole ist ihre Zuordnung zu bestimmten Klassen von Ereignissen leider nicht immer eindeutig. Dies könnte daran liegen, dass ein und dasselbe Geschehen je nach Aufmerksamkeit des Betrachters ganz verschiedene Aspekte (Qualitäten) umfasst. Eine Explosion z.B. wird am besten durch Uranus symbolisiert; die Heftigkeit des Ereignisses korrespondiert aber mit dem Mars-Prinzip; brutale Gewalt kommt zum Ausbruch, was seinerseits Pluto bedeutet; darüberhinaus hat das Geschehen vielleicht auch noch tragische Auswirkungen - manche Menschen mögen sich schwer verletzen -, und das entspricht Saturn. Die Erfahrung lehrt nun, dass nicht die Dominanz aller genannten Symbole erforderlich ist, um eine Explosion auszulösen, hinreichend ist vielmehr schon die Betonung eines einzigen dieser Elemente. Das zeigt, dass nicht alle Aspekte (Qualitäten) eines irdischen Geschehens in den astrologischen Konstellationen Ausdruck finden!

  Vielleicht aber jeweils der wesentliche?

*

7. Willensfreiheit oder Determination?

Uralt ist der philosophische Streit, ob das irdische Geschehen seit Urzeiten in allen Einzelheiten vorherbestimmt ist oder nicht. Das subjektive Erleben der menschlichen Wahlfreiheit lässt die erste Alternative absurd erscheinen, aber die Beobachtung der physikalischen wie psychologischen Kausalität in der Alltagswelt macht sie andererseits wieder plausibel. Wie schon von Klöckler bemerkt, hat die Frage nach der Determination des menschlichen Lebens für die Richtigkeit des astrologischen Erkenntnisansatzes keine größere Relevanz als für jede andere Wissenschaft. Da die Kritik an der Astrologie dennoch (unberechtigterweise) häufig gerade an diesem Punkt ansetzt, schauen wir uns doch einmal genauer an, was es mit der vermeintlichen astrologischen Determination (es könnte auch ganz andere Determinationen geben: z.B. eine physikalische, die durch die Quantenmechanik inzwischen jedoch als widerlegt gilt; eine psychologische, die das subjektive Erleben und die persönlichen Entscheidungen steuert; und sogar eine karmisch-spirituelle) und ihrem Verhältnis zur menschlichen Willens- und Handlungsfreiheit auf sich hat.

  Die Anschauung, derzufolge sich jede kleinste Einzelheit des Lebens im Horoskop abzeichnen soll, lässt sich mit Gewissheit nicht halten. Ein Horoskop verändert sich dafür einfach viel zu langsam; selbst die schnellstlaufenden astrologischen Objekte - die Felderspitzen - benötigen durchschnittlich vier Minuten, um sich um einen Grad weiterzubewegen. Innerhalb dieses astrologisch knappen Zeitraums werden meist keine neuen Einflüsse aktuell, so dass sich keine hinreichende Anzahl von Differenzierungsmerkmalen für eine detaillierte Analyse ergibt. Trotzdem genügen vier Minuten, um das menschliche Bewusstsein mit einer Vielzahl von Sinneswahrnehmungen, Gefühlen und Gedanken, also mit den verschiedensten Lebens- und Schicksalsäußerungen zu konfrontieren.

  Ebenso sind gesamtgesellschaftliche Gewohnheiten aus dem Horoskop bestimmt nicht erkennbar - etwa dass man (in den westlichen Ländern) werktags allgemein früher aufsteht als sonntags.

  Nicht alle irdischen Geschehen finden also im Horoskop oder in den prognostischen Konstellationen Ausdruck! Höchstens - was aber noch gar nicht sicher ist - die wesentlichen!

  Somit kann von einer vollständigen astrologischen Determination keine Rede sein.

  Wie ist es aber umgekehrt - finden etwa alle Himmelskonstellationen im irdischen Leben Ausdruck? Wenn ja, dann wären die Konstellationen zwar nicht allesbestimmend, in ihrem Streben zu einer ganz bestimmten oder auch nur zu irgendeiner Auslösung aber unaufhaltbar und zwingend.

  Wir haben schon erwähnt, dass es in jedem Prognosesystem überschüssige Konstellationen gibt, die sich offenbar nicht auslösen. Damit wäre die Frage eigentlich schon - negativ - beantwortet. Doch leider ist die Sachlage nicht so einfach, denn die sogenannten überschüssigen Konstellationen könnten auch Folge unzureichender Beobachtungssorgfalt sein! Möglicherweise werden durchaus vorhandene Auslösungen übersehen, weil sie auf unerwarteten und daher nicht überprüften (Lebens-)Gebieten stattfinden. In der Tat hegen manche Astrologen die Überzeugung, dass zwar nicht die Verwirklichungsebene und nicht die Verwirklichungsintensität einer Konstellation feststehen, wohl aber die Symbolverwirklichung als solche.

  Ein Beispiel soll das klar machen: Angenommen ein Nativer wüsste, dass in den nächsten Tagen ein schwerer Marstransit eine gesteigerte Unfallgefahr heraufbeschwört, und würde aus diesem Grund sein Bett nicht mehr verlassen. Er hätte damit der Konstellation eine bedeutende Verwirklichungsebene versperrt. Es ist aber noch lange nicht sicher, dass die Konstellation keine andere Auslösung findet: Es könnte ja zu einem Streit mit seiner Ehefrau kommen; vielleicht gerade weil er so lange im Bett liegt!

  Die Auffassung, wonach die Auslösung jeder Konstellation unausweichlich ist, ist gegenwärtig eine Mindermeinung unter den Astrologen. Eine Konsequenz aus ihr ist der Rat, die unvermeidliche Konstellationsauslösung am besten selber in die Hand zu nehmen: Danach sollte man z.B. einem Saturntransit am besten so begegnen, dass man sich in die Einsamkeit zurückzieht und über den Tod und den Sinn des Lebens nachdenkt (Dethlefsen). Indem man die Konstellation nämlich bewusst selbst verwirklicht, soll verhindert werden können, dass sie sich unberechenbar in unprovoziertem Schicksal auslöst. Das ist ein origineller Gedanke. Sein Schwachpunkt liegt jedoch darin, dass auch in der Einsamkeit - wie in jedem anderen frei gewählten Verwirklichungsbereich - gewisse Gefahren lauern, die gerade zur Zeit einer ungünstigen Konstellation (hier Saturntransit) ins Erleben des Nativen treten können.

  Die aktuelle herrschende Meinung hält es dagegen mit Ptolemäus, der gesagt hat, dass die Sterne nicht zwingen, sondern nur geneigt machen. Sie ist der festen Überzeugung, dass es der menschlichen Willens-und Handlungsfreiheit durch immer größere Einschränkung der Verwirklichungsebenen und -möglichkeiten gelingt, eine Konstellationsauslösung immer unwahrscheinlicher zu machen. Danach kann es durchaus auch Konstellationen ohne Auslösung geben. Beim vermuteten prinzipiellen Wahrscheinlichkeitscharakter der Konstellationsauslösungen ist dies auch dann zu erwarten, wenn der Native seine Konstellationen nicht kennt und nicht bewusst versucht, ihnen entgegenzuarbeiten. Die Erfahrung der überschüssigen Konstellationen wird so viel einfacher und natürlicher erklärt. Diese Anschauung erscheint viel weniger konstruiert.

  Das Bisherige galt für die potentiellen zukünftigen Ereignisse. Nicht so große Betätigungsmöglichkeiten hat der Wille des Menschen bei den schon geschehenen Auslösungen. Ein auf Mars bezogener Unfall, der zu einer Querschnittlähmung geführt hat, ist nicht wieder gutzumachen, auch wenn der Mars schon längst seine unheilvolle Stellung verlassen hat. Die Lebenserfahrungen, die ein Mensch vor allem in seiner frühen Kindheit durchlebt hat, die sind eben gemacht worden, prägen seinen Charakter und sind schwierig wieder auszugleichen, falls sie negativ waren. Wer schon einmal versucht hat, Ängste, Aggressionen oder negative Leidenschaften abzulegen, der weiß, wie ungeheuer anstrengend und oftmals völlig ergebnislos ein solches Unterfangen ist.

  Viele Folgen astrologischer Auslösungen sind also auch bei bestem Willen nicht wieder ganz gutzumachen!

***


Waren eines oder mehrere der auf dieser Homepage vorgestellten Werke (Texte, Programme, Songs, Schachrätsel usw.) gut, interessant oder in irgendeiner Weise positiv für Sie?

Wenn wir in einem ethischen Universum leben, wird alles Geben und Nehmen genau verrechnet und hat gerechte Konsequenzen. Das heißt: Von jedem, der hier Information und/oder Unterhaltung bezogen hat, werde ich irgendwann irgendwie profitieren. Warum nicht gleich? (Dann sind Ihre Schulden vorbei - und ich habe schon im Diesseits etwas von meiner Arbeit.)

In diesem Sinn: Wenn Sie mich bzw. meine Arbeit jetzt schon und freiwillig unterstützen wollen, finden Sie Möglichkeiten dazu auf folgender Seite:

https://werner-spa.tripod.com/de/anerkennung.html

Vielen Dank
Werner Spat / Werner Spa


Konstruktive

Kommentare und Leserbriefe

(in grüner Schrift) veröffentliche ich, wenn ich dazu komme und der Schreiber nichts dagegen hat, anonymisiert zusammen mit meinen Antworten (in schwarzer Schrift) hier:


Bücher von Werner Spa und Werner Spat


Copyright 1993 Werner Spat und Verlag Die Blaue Eule. Alle Rechte vorbehalten.

Erste Veröffentlichung im Internet: 12.8.2009
Stand: 12.8.2009

https://werner-spa.tripod.com/de/astrologie/pugdma/pugdma14.html